Blaue-Land-Bus: Hohe Fahrgastzahlen im ersten Jahr
Der Landkreis Garmisch‑Partenkirchen hat seit dem 1. November 2024 einen ganz besonderen Zuwachs im öffentlichen Nahverkehr: den Blauen‑Land‑Bus. Dieser Rufbus verbindet die Orte Murnau, Riegsee, Seehausen, Ohlstadt, Uffing, Schwaigen, Spatzenhausen, Obersöchering und Eglfing und ermöglicht es Einheimischen wie Gästen, mobil zu sein, ohne ein eigenes Auto zu benötigen. Nach einem Jahr Betrieb zieht der Landkreis eine positive Bilanz. Der Bus wird sehr gut angenommen und verzeichnet beeindruckende Fahrgastzahlen (www.merkur.de). In diesem Beitrag betrachten wir die Hintergründe des Projekts, analysieren die Fahrgastzahlen, beleuchten Herausforderungen und zeigen Perspektiven für die Zukunft auf.
Der Start des Projekts und die Idee dahinter
Der Blauer‑Land‑Bus ging am 1. November 2024 an den Start. Die Idee: ein flexibles und umweltfreundliches Mobilitätsangebot schaffen, das die vorhandenen Bus‑ und Bahnverbindungen ergänzt. Der Landkreis beauftragte die Firma Omobi, die bereits Erfahrungen mit On‑Demand‑Verkehr gesammelt hatte. In einer europaweiten Ausschreibung setzte sich Omobi durch und konnte den Betrieb aufnehmen. Die fünf Elektrobusse sind klimafreundlich, leise und können dank einer intelligenten Buchungsplattform bedarfsorientiert eingesetzt werden. Fahrgäste buchen ihren Fahrtwunsch per App oder Telefon, und der Bus holt sie an einer der zahlreichen Haltestellen ab.
Die Einführung des Blauen‑Land‑Busses war Teil eines größeren Mobilitätskonzepts. Ziel war es, die Erreichbarkeit kleinerer Gemeinden zu verbessern, die Frequenz des öffentlichen Verkehrs zu erhöhen und gleichzeitig den Individualverkehr zu reduzieren. Gerade im ländlichen Raum gibt es häufig keine Alternative zum Auto. Der Rufbus soll hier eine Lücke schließen und gleichzeitig den Tourismus unterstützen. Gäste der Region können mit dem Bus Sehenswürdigkeiten erreichen, ohne sich um Parkplätze zu kümmern.
Beeindruckende Fahrgastzahlen im ersten Jahr
Bereits wenige Monate nach dem Start zeichnet sich ab, dass der Bus ein Erfolg ist. Von November 2024 bis September 2025 nutzten 78 324 Fahrgäste das Angebot (www.merkur.de). Im ersten Monat waren es 5 480 Fahrgäste, im Spitzenmonat Juli 2025 sogar 8 771. Der Grund für den Peak im Juli waren vor allem die vielen Urlauber, die im Blauen Land ihre Ferien verbrachten (www.merkur.de). Dies zeigt, dass der Rufbus sowohl bei Einheimischen als auch bei Touristen gut ankommt.
Die Kundenzufriedenheit liegt bei 4,9 von 5 Punkten, ein hervorragender Wert (www.merkur.de). Viele Gemeinden wären ohne den Rufbus nahezu ohne alltagstaugliche ÖPNV‑Verbindung (www.merkur.de). Besonders Murnau, wo das System ursprünglich als „Murnauer Ortsbus“ startete, hat eine hohe Nutzung. Die Zahlen zeigen, wie wichtig das Angebot für die Region ist. Es ermöglicht Menschen, einfacher zur Arbeit, zum Arzt, zum Einkaufen oder in die Schule zu kommen.
Gründe für den Erfolg
- Flexibilität des Angebots: Fahrten können individuell gebucht werden, wodurch der Bus nicht nach einem festen Fahrplan fährt, sondern sich nach dem Bedarf richtet.
- Einsatz von Elektrofahrzeugen: Die Nutzung von E‑Bussen trägt zur Reduktion von CO₂‑Emissionen bei und passt zum Ziel des Landkreises, nachhaltige Mobilität zu fördern.
- Gute Anbindung: Die Haltestellen sind so gewählt, dass sie viele kleine Orte verbinden, die bisher kaum oder gar nicht mit öffentlichen Verkehrsmitteln angebunden waren.
- Intuitive Buchungsplattform: Mit einer App oder telefonisch können auch ältere Menschen ohne Smartphone eine Fahrt bestellen.
- Touristischer Mehrwert: Urlauber können bequem Sehenswürdigkeiten im Blauen Land besuchen, ohne ein Auto zu mieten oder Parkgebühren zu zahlen.
Herausforderungen und Stoßzeiten
Trotz des Erfolgs gibt es Herausforderungen. Vor allem Stoßzeiten am Nachmittag sorgen dafür, dass nicht alle Wünsche bedient werden können. Besonders viele Schüler nutzen das System, wodurch Engpässe entstehen (www.merkur.de). Schätzungen zufolge können 15–20 Prozent der Fahrtwünsche zu Stoßzeiten nicht erfüllt werden. Dies ist frustrierend für die Nutzer und birgt das Risiko, dass Menschen wieder auf das Auto umsteigen.
Außerdem verursacht der Betrieb des Busses ein Defizit von bis zu 300 000 Euro im ersten Jahr (www.merkur.de). Der Landkreis subventioniert das Projekt, doch langfristig muss eine nachhaltige Finanzierung gefunden werden. Die Diskussion um die Wirtschaftlichkeit wird dabei sicher weitergehen. Dennoch betont die Verwaltung, dass ein solcher Service nicht primär profitabel sein muss, sondern als Daseinsvorsorge verstanden wird.
Stoßzeiten managen
Um die Engpässe zu reduzieren, könnten folgende Maßnahmen helfen:
- Flottenausbau: Weitere Fahrzeuge würden die Kapazitäten erhöhen und die Wartezeiten reduzieren.
- Priorisierung: In Spitzenzeiten könnten Fahrten für Berufspendler oder Schüler priorisiert werden, während weniger dringende Fahrten auf später verschoben werden.
- Reservierungssystem optimieren: Durch bessere Algorithmen könnten Fahrten effizienter gebündelt werden, sodass die Busse mehr Personen gleichzeitig transportieren.
- Informationstransparenz: Nutzer sollten frühzeitig über volle Zeitfenster informiert werden, um alternative Reisezeiten einzuplanen.
Finanzierung und wirtschaftliche Aspekte
Der Blaue‑Land‑Bus kostet Geld. Elektrobusse sind zwar im Betrieb günstiger als Dieselbusse, die Anschaffung und der Aufbau der digitalen Infrastruktur sind jedoch kostenintensiv. Zudem erfordert der On‑Demand‑Service mehr Personal in der Disposition. Die Unterstützung durch den Landkreis wird daher vorerst weiter nötig sein. Es ist jedoch denkbar, dass sich das Defizit mit steigenden Fahrgastzahlen reduziert. Auch Fördergelder von Bund und Land könnten helfen, die Finanzierung langfristig zu sichern.
Langfristig stellt sich die Frage, ob der Fahrpreis angepasst werden muss. Derzeit ist der Bus relativ günstig. Eine moderate Preiserhöhung könnte das Defizit verringern, darf aber die Nutzer nicht abschrecken. Ein anderer Ansatz wäre, Unternehmen als Sponsoren zu gewinnen oder Werbung im Bus zu platzieren. Zudem könnten Kooperationen mit touristischen Einrichtungen entstehen, bei denen ein Teil der Ticketkosten über die Gästekarte abgewickelt wird.
Nachhaltige Mobilität im Landkreis
Der Erfolg des Blauen‑Land‑Busses zeigt, dass nachhaltige Mobilitätskonzepte im ländlichen Raum funktionieren können. Elektrobusse reduzieren den CO₂‑Ausstoß, und On‑Demand‑Systeme verringern Leerfahrten. Der Landkreis Garmisch‑Partenkirchen kann damit ein Vorbild für andere Regionen sein. Das Projekt trägt dazu bei, dass weniger Autos auf den Straßen unterwegs sind, was zu weniger Staus, weniger Lärm und besserer Luftqualität führt.
Darüber hinaus stärkt der Rufbus den Tourismus. Besucher der Region schätzen es, sich ohne Auto bewegen zu können. Dies passt zum Trend des nachhaltigen Reisens. Viele Urlauber legen heute Wert darauf, ihre CO₂‑Bilanz zu reduzieren. Ein attraktives ÖPNV‑Angebot kann dabei ein entscheidender Faktor sein.
Verknüpfung mit anderen Angeboten
- Digitale Gästekarte: In Verbindung mit einer digitalen Gästekarte könnten Urlauber kostenfrei oder vergünstigt den Bus nutzen. Das erhöht den Anreiz, das Auto stehen zu lassen.
- Fahrradmitnahme: Fahrradträger an den Bussen würden Radfahrern ermöglichen, Teile ihrer Tour mit dem Bus zurückzulegen.
- Integration in den MVV: Der geplante Beitritt des Landkreises zum Münchner Verkehrsverbund (MVV) ab 2026 könnte weitere Synergien schaffen. Einheitliche Tickets und Fahrpläne erleichtern die Nutzung des ÖPNV im gesamten Verbundraum.
- Anbindung an touristische Highlights: Durch Kooperationen mit Sehenswürdigkeiten und Bergbahnen könnten Buslinien so geplant werden, dass Besucher direkt zu Attraktionen wie der Zugspitze, dem Natursteig Osterfelder oder dem Walderlebnispfad gelangen.
Zukunftsperspektiven und Empfehlungen
Der Blaue‑Land‑Bus hat seine Feuertaufe bestanden und wird von der Bevölkerung geschätzt. Damit das Projekt langfristig erfolgreich bleibt, sollten Politik und Betreiber folgende Punkte beachten:
- Bedarfsanalyse fortführen: Regelmäßige Auswertungen der Buchungsdaten helfen, Spitzenzeiten zu identifizieren und das Angebot zu optimieren.
- Bürgerbeteiligung fördern: Feedback aus der Bevölkerung ist wichtig, um Probleme zu erkennen und Vertrauen zu schaffen. Bürgerversammlungen und Online‑Umfragen können dabei helfen.
- Technologische Innovationen nutzen: Moderne Algorithmen, künstliche Intelligenz und Echtzeit‑Daten können die Routenplanung verbessern.
- Barrierefreiheit gewährleisten: Der Bus sollte für Menschen mit Behinderung leicht nutzbar sein. Niederflurbusse und akustische Ansagen sind hierbei essenziell.
- Klimabilanz messen: Eine regelmäßige CO₂‑Bilanz dokumentiert die Umweltvorteile des Projekts und kann als Argument gegenüber Fördergebern dienen.
- Öffentlichkeitsarbeit intensivieren: Erfolgsgeschichten, zufriedene Fahrgäste und besondere Aktionen (z. B. Sonderfahrten zu Events) sollten kommuniziert werden, um das Bewusstsein für das Angebot zu stärken.
- Langfristige Finanzierung sichern: Neben staatlichen Zuschüssen können auch private Partner (Unternehmen, Tourismusverbände) einen Beitrag leisten. Ein Crowdfunding‑Modell könnte die Bürger einbeziehen und Identifikation schaffen.
Fazit
Der Blauer‑Land‑Bus ist eine Erfolgsgeschichte. Mit über 78 000 Fahrgästen im ersten Jahr und einer Kundenzufriedenheit von 4,9 von 5 Punkten www.merkur.de hat das Projekt gezeigt, dass flexible und nachhaltige Mobilitätslösungen im ländlichen Raum möglich sind. Obwohl es Stoßzeiten und ein Defizit gibt, überwiegen die Vorteile für Bevölkerung und Umwelt. Der Bus verbindet Gemeinden, entlastet die Straßen und stärkt den Tourismus. Mit weiteren Optimierungen und einer soliden Finanzierung kann der Blaue‑Land‑Bus zum Vorbild für andere Regionen werden und den Landkreis Garmisch‑Partenkirchen weiterhin mobil halten.https://source.unsplash.com/1600×900/?electric-bus,mountain