Passionsspiele – das Leiden und Sterben Jesu von Nazaret
Passion – im Christentum wird das Leiden und Sterben Jesu Christi (Jesu von Nazaret) mit dem Höhepunkt der Kreuzigung
Das Passionsspiel ist ein geistliches Drama über die Leidensgeschichte Jesu. Unter Passion versteht man im Christentum das Leiden und Sterben Jesu von Nazaret mit dem Höhepunkt der Kreuzigung. Als Passionsgeschichte bezeichnet werden die Berichte in den Evangelien.
Das Passionsspiel
Christliche geistliche Dramen rund um die Passion werden als Passionsspiel bezeichnet.
In der frühen Neuzeit und im Mittelalter waren Karfreitagsspiele, Passionsspiele und die sich inhaltlich und thematisch häufig überschneidenden Osterspiele in ganz Europa weitläufig verbreitet. Alle Aufführungen zur Passion haben das Leiden und den Tod Jesu Christi zur Haupthandlung.
Passionsspiele sind meistens mehrstündige bzw. auch mehrtägige Darbietungen, Theateraufführungen von Schaustellern / Akteuren. Überwiegend wird das Passionsspiel heutzutage noch noch in katholisch geprägten Regionen Österreichs und Bayerns aufgeführt.
Die bekanntesten Passionsspiele sind die von Oberammergau (Wanderkarte Oberammergau bei Amazon), diese finden ununterbrochener alle 10 Jahre seit 1634 in der oberbayerischen Gemeinde im Landkreis Garmisch-Partenkirchen statt. Mehr Informationen: Passionsspiele Oberammergau 2022
Bekannte Passionsspielorte:
- Deutschland: Oberammergau (seit 1634), Bramsche/Kloster Malgarten (Osnabrücker Land Passionsspiele, seit 1974), Chorin (am Kloster Chorin, Land Brandenburg) seit 1995. Waal (Allgäu), Bensheim (Bensheimer Passionsspiel, seit 1983), Saarlouis, Perlesreut, Rieden, Salmünster (Passionsspiele Salmünster, seit 1983), Scheinfeld, Schuld, Sömmersdorf (Fränkische Passionsspiele Sömmersdorf, seit 1933), Tirschenreuth, Wintrich, Kemnath, Bubach-Calmesweiler, Dammbach, Neumarkt in der Oberpfalz, Wuppertal, Hallenberg / Sauerland, Auersmacher (Saarland), Weilheim in Oberbayern, Zschorlau
ehemalig: Stieldorf (1889–1935), Altmühlmünster (Ortsteil von Riedenburg), Frankfurt-Höchst - Österreich: Erl, Grinzens, Kirchschlag in der Buckligen Welt, Klösterle, Thiersee, Mettmach, Feldkirchen bei Graz, Dorfstetten, Römersteinbruch St. Margarethen, Tresdorf im Mölltal, Kilb, Sankt Georgen ob Murau, Eibesthal, Kainbach bei Graz, Steirisch Laßnitz, Krastal, Arnoldstein
- Italien (Südtirol): Bozen, Sterzing
- Polen: Wejherowo
- Slowenien: Škofja Loka
- Frankreich: Masmünster/Elsass
Wo gibt es Passionsspiele?
Ausführliche Informationen zu den weltweit bekanntesten Passionsspielen in Oberammergau und anderen Passionsspielorten hier auf der Webseite oder auf den offiziellen Webseiten:
- Passionsspiele in Rieden
- Passionsspiele Auersmacher
- Passionsspiele Dammbach
- Passionsspiele Engerazhofen
- Passionsspiele Erl
- Passionsspiele Oberammergau
- Passionsspiele Perlesreut
- Passionsspiele Salmünster
- Passionsspiele Wintrich
Passionsspiele: Eine Darstellung der Passion Jesu
Passionsspiele sind geistliche Dramen, die sich mit der Passion, dem Leiden und Sterben Jesu Christi, beschäftigen. Im Mittelalter und der frühen Neuzeit waren sie in ganz Europa weit verbreitet, insbesondere in Form von Karfreitagsspielen und Osterspielen. Diese Aufführungen können mehrere Stunden oder sogar Tage dauern. Einige Passionsspiele enthielten auch antijüdische Elemente. Heutzutage werden Passionsspiele hauptsächlich in den katholisch geprägten Regionen Bayerns und Österreichs aufgeführt, wobei die bekanntesten seit dem 17. Jahrhundert ununterbrochen in Oberammergau stattfinden.
Entwicklung der Passionsspiele
Im Mittelalter wurden christliche Passionsspiele oft am Karfreitag aufgeführt und waren eng mit der Liturgie verbunden. Das Hauptthema dieser Dramen war das Leiden und der Tod Jesu Christi. Die Darstellung der Passion war zunächst von anderen Episoden der Heilsgeschichte umgeben, gefolgt von Kreuzigung und Grablegung.
Der genaue Ursprung der Passionsspiele ist unklar, aber in Frankreich wurden sie auch als Mysterien- oder Mirakelspiele bezeichnet. Deutsche Handschriften aus dem 13. Jahrhundert enthalten Fragmente von zwei Passionsspielen, von denen das erste hauptsächlich lateinischen Text und einige deutsche Strophen enthält, während das zweite von einem höfisch gebildeten Dichter stammt und in der Kunstsprache des 13. Jahrhunderts verfasst ist.
Spätere Niederschriften verweisen oft auf einen älteren Ursprung, wie zum Beispiel das „Frankfurter Passionsspiel“, das „Alsfelder Passionsspiel“, das „Heidelberger Passionsspiel“, das „Donaueschinger Passionsspiel“, das „Freiburger Passionsspiel“ und das „Bozner Passionsspiel“. Alle diese Werke zeugen von der typischen Ähnlichkeit und Gleichartigkeit der Passionsspiele.
Die Passionsspiele wurden melodramatisch inszeniert, wobei gesprochene und gesungene Passagen (in denen sich lateinische Kirchenhymnen am längsten innerhalb der Passionsspiele hielten) abwechselten und possenhafte sowie komische Episoden in den Handlungsablauf integriert wurden.
Nach der Reformation konzentrierten sich die protestantischen Dramendichter vor allem auf biblische Stoffe des Alten Testaments, die sich moralisierend behandeln ließen. In den katholischen Gebieten, insbesondere in den bayerischen, tirolerischen und salzburgerischen Alpen, blieben Passionsspiele jedoch bestehen, teils in mittelalterlicher Naivität, teils in tendenziösen Umarbeitungen und Anpassungen, die vor allem von Jesuiten und deren ausgebildeten Geistlichen vorgenommen wurden. Im Laufe des 18. Jahrhunderts verschwanden die älteren Passionsspiele jedoch durch die Aufklärung. In Bayern wurden Passionsaufführungen sogar untersagt, mit Ausnahme des Waaler Passionsspiels und des Oberammergauer Passionsspiels.
Wiederaufleben und moderne Passionsspiele
In den letzten Jahrzehnten ist das Interesse an Passionsspielen wieder gewachsen, und sie werden in verschiedenen Formen und Inszenierungen aufgeführt. Dabei reicht das Spektrum von traditionellen Inszenierungen, die sich eng an historische Texte und Aufführungspraktiken halten, bis hin zu modernen Interpretationen, die den Passionsstoff in einen zeitgenössischen Kontext stellen.
Einige der bekanntesten modernen Passionsspiele sind die Passionsprozession von Škofja Loka in Slowenien aus dem Jahr 1721, die 1999 und 2000 wiederbelebt wurde und auf dem einzigen erhaltenen europäischen Regiebuch aus der Barockzeit basiert, sowie das Kreuzziehen in Tresdorf im Mölltal in Kärnten, Österreich, das alljährlich am Gründonnerstag und Karfreitag in historischen Kostümen aufgeführt wird.
Daneben existieren verschiedene regionale Passionsspiele, wie die Gegendtaler Passionsspiele im Krastal, die seit 2007 im dortigen Dialekt mit Musik und viel Sologesang aufgeführt werden. Auch slowenische Passionsspiele sind überliefert, wobei einige auf Kopien der Köstenberger Passionskomödie des Andreas Schuster-Drabosenig (1818) basieren, während andere Nachdichtungen sind, wie beispielsweise das Christi-Leiden-Spiel des Josef Uran aus Lind ob Velden (1889) und das Stück von Johann Graber (1895, leider verschollen).
Die Passionsspiele haben sich im Laufe der Jahrhunderte gewandelt und weiterentwickelt, doch ihr zentrales Thema – das Leiden und Sterben Jesu Christi – bleibt unverändert. Auch heute noch ziehen sie zahlreiche Zuschauer an und sind ein bedeutender Bestandteil der christlichen Kultur und Tradition.